Joseph Freiherr von Eichendorff
(1788-1857)
Nun lass den Sommer gehen
Nun lass den Sommer gehen,
Lass Sturm und Winde wehen.
Bleibt diese Rose mein,
Wie könnt ich traurig sein?
*
Eduard Mörike (1804 - 1875 )
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
(1827)
*
Theodor Storm (1817 – 1888)
Herbst
Die Sense rauscht, die Ähre fällt,
Die Tiere räumen scheu das Feld,
Der Mensch begehrt die ganze Welt.
(1847)
Japanische Haikus:
Bashô (1644 - 1694)
Am Tor aus Reisig
vom Teestrauch harkt sich das Laub
der Sturm zusammen.
*
Otsuyû (1675 – 1739; Schüler Bashôs)
Der Herbst wird bunter
Sein Laub wird zum Kleide nun
Der Vogelscheuche.
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Issa (1763 -1827)
Voreilig glaubt man
Rot des Abends zu sehen
doch es ist Herbstlaub.
Haiku nennt mein so kleine Gedichte in drei Zeilen; sie sind nicht am Ende der Zeile
gereimt wie im Herbstgedicht von Theodor Storm; dafür haben sie eine feste
Form: in jeder (Vers-)zeile
Herbst in vier Zeilen
Ein Baum wird gelb,
sein Laub vergammelt.
„Schon wieder Herbst! “,
der Igel stammelt.
(Erich Adler©)
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