|
»Jaaaanne!« Die Wohnungstür donnert ins Schloss und ein Alukoffer landet scheppernd auf dem Flurfußboden. »Bist du fertig mit Hausaufgaben?«
Das ist Emil, mein Bruder.
Ich gucke auf meine Armbanduhr. Vierzehn Minuten hatte ich Ruhe vor dem kleinen Nerver. Ich will mich ja nicht beschweren, aber es hätte echt ein bisschen länger sein können. Wo ich gerade so gemütlich bastle!
»Dreckschuhe ausziehen«, kommt es aus Papas Arbeitszimmer, »und Hände waschen!«
»Ööh«, macht Emil im Flur, doch dann höre ich das Ratschen von seinen Klettverschlüssen.
Eben nach dem Mittagessen, als Mama noch mal zu so einem Studierdingsbums in ihrer Uni aufgebrochen war, hat Papa ihn in den Garten runtergeschickt. Weil es so schön frühlingshaft ist und weil ich dann angeblich deutlich besser rechnen kann.
Ich hab das sehr praktisch gefunden und vorsichtshalber nicht erzählt, dass Frau Brömer uns heute nichts aufgegeben hat.
Oft habe ich das Kinderzimmer schließlich nicht für mich allein.
Emil hat allerdings keine Lust rauszugehen. »Ist doch langweilig!«, hat er geschimpft, und na ja, so besonders ist der Garten hinter unserem Haus nun wirklich nicht. Nur ein Grasstück mit Plattenweg, der an den Mülltonnen vorbei zur Straße führt, und ein Beet voller Unkraut.
Aber Papa hat ein ganz geheimnisvolles Gesicht gemacht. »Ich dachte, du willst Geheimagent werden«, hat er ihm zugeraunt.
Das hat gewirkt.
So fängt das Buch an, aus dem Nikola Huppertz vorgelesen hat:
Biete Bruder! Suche Hund! (Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim/ Basel 2012, S. 4-6)
|