Einen Augenblick später ratterte der Bus auf einen grau geflasterten Hof, der von lang gezogenen roten Backsteinbauten eingefasst wurde. Cordula sah eine weiße Katze, die um eine Hausecke schlich und ein ganzes Heer von Gummistiefeln neben einer weißen Haustür. Diese flog nun auf und eine junge Frau in Jeanshose und Jeanshemd lief dem Bus entgegen. Ihr Haar war ein wildes, schwarzblondes urcheinander aus win-zigen Zöpfen. Ihr Gesicht war ein einziges großes Lächeln und gefiel Cordula auf Anhieb. '
Kai hielt an, sprang aus dem Bus und schob die Seitentür auf. Cordula kletterte als Erste heraus und wurde von der Zöpfchenfrau sofort freudig begrüßt. »Willkommen auf dem Jansenhof. Ich bin Britta und hier die Chefin. Das bedeutet, ich koche und putze für euch und bin Tag und Nacht für euch da.«
»Klingt gut. Ich bin Cordula«, antwortete Cordula und lächelte Britta freundlich an. Hinter ihr stiegen die anderen aus dem Wagen und Kai begann bereits, das Gepäck auszuladen. Während Britta jeden einzelnen nach seinem Namen fragte, sah Cordula sich auf dem Hof um. lrgendwie hatte sie sich Bauernhöfe immer ein bisschen unordentlich und dreckig vorgestellt. Doch auf den Pflastersteinen zu ihren Füßen lag kein einzigerStrohhalm und alle Fenster des Wohnhauses schienen frisch geputzt. Die weiße Katze saß fett und zufrieden auf der Fußmatte und auch kein traurig blickender Hofhund zerstörte den idyllischen Eindruck. Irgendwo in den flachen Nebengebäuden vermischte sich Schweinegrunzen mit dem Muhen von Kühen. Das einzige, was Cordula störte, war der strenge Stallgeruch, der über allem hing. Der war wirklich gewöhnungsbedürftig.
Ein Blick in die Gesichter der anderen Neuankömmlinge verriet ihr, dass sie das Gleiche dachten. Am schlimmsten schien der Geruch Lars-Olaf zuzusetzen. Das Fußballass hatte sich den Rollkragen seines Pullovers über die Nase gezogen und atmete durch den Stoff. Cordula widerstand der Versuchung, es ihm gleichzutun, auch wenn ein schwacher Wind gerade eine weitere Duftwolke zu ihnen trieb, die alle anderen Gerüche noch übertrumpfte.
»Puh. was ist das denn?«, fragte die sommersprossige Schwester, die sich als Tilly vorgestellt hatte.
»Gülle, Der Nachbar hat heute Morgen seine Felder frisch gedüngt. Aber keine Angst. Das verfliegt in den nächsten Tagen«, antwortete Britta gutgelaunt.
(Textprobe aus „Talisman und die blauen Rätsel“, Verlag Monika Fuchs, Hildesheim 2016, S. 28f - mit Genehmigung der Autorin)
|